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Das Meraner Becken – Eine Landschaft wie von Gott geküsst

Die Kurstadt Meran hat aufgrund ihrer prädestinierten klimatischen Lage bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. zahlreiche Gäste angelockt, vorzugsweise aus den Gebieten der damaligen Donaumonarchie. Meran und die umliegenden Ortschaften Dorf Tirol und Schenna werden nicht zu unrecht die Sonnenterrasse Südtirols genannt, wovon die mediterranen Pflanzen und kunstvoll gestalteten Gartenanlagen ein würdiges Zeugnis ablegen. Der Reiz dieser Gegend liegt in dem Kontrast zwischen den schneebedeckten Bergspitzen, die Sie auf der nördlichen Seite umrahmen und dem nach Süden hin offenen Becken, das die warmen Luftmassen ohne Hindernisse einfliessen lässt. So ist es nicht verwunderlich, dass man einerseits der Hochgebirgsflora und andererseits exotischen Palmen begegnet, die den milden Wintern trotzen können.

Berühmte Gäste der Kurstadt Meran

Die Meraner Klientel entstammte vornehmlich dem Adel, aber auch namhafte Vertreter aus dem jüdischen Literatenkreis und der Wissenschaft schätzten die Ruhe und die warmen Temperaturen während im kalten Norden die Leute zusehends unter den ungesunden Bedingungen in den Industriestädten zu leiden hatten.

Von der Tuberkulose erholen wollte sich Anfangs des 20. Jhd. auch der, jeden Lärm verabscheuende Schriftsteller Franz Kafka. Er schrieb in Meran zahlreiche Briefe an seine grosse Liebe Milena Jesenska, die seine Übersetzerin war und mit ihrem Mann in Wien lebte. Dieser unglückliche Umstand hinderte ihn nicht daran während seiner Promenaden entlang der Passer stets an sie zu denken und seine Gedanken der Liebe auch in wunderbare Worte zu kleiden. Bedauerlicherweise waren weder seine Zuneigung zu Milena noch sein Kuraufenthalt in Meran von Erfolg gekrönt.

Die Handelsoberschule im Rennweg in Meran wurde nach Franz Kafka benannt und erinnert an den Aufenthalt dieses beeindruckenden Schriftstellers.

Ein weiterer illustrer Besucher der Passerstadt war der Lyriker Christian Morgenstern, der in Südtirol sogar seine grosse Liebe Margarete Gosebruch von Liechtenstein kennenlernte und sie in der Folge in der Kurstadt auch ehelichte. Christian Morgenstern ist vor allem durch seine Galgenlieder bekannt geworden, die Zeugnis seiner grossen Gabe im spielerischen und formalen Umgang mit dem Wort ablegen.

Christian Morgenstern war ein begeisterter Anhänger von Rudolf Steiner und seiner Anthroposophie, einer von Selbsterkenntnis und Beobachtung geprägten esoterischen Sichtweise des menschlichen Seins. Aufbauend auf dem Individualismus fand diese Philosophie Eingang in verschiedenste Bereiche wie zum Beispiel der Pädagogik, der Landwirtschaft und der Bewegungslehre. Der Kindergarten und die Freie Waldorfschule Christian Morgenstern in Meran gehen auf eine Initiative des Schulvereines Rudolf Steiner zurück, einer Institution zur Verbreitung seiner pädagogischen Leitsätze.

Gezeichnet von Aufenthalten in verschiedenen Kurstädten und geschwächt von der Tuberkulose, die er bereits in die Wiege gelegt bekam, starb Christian Morgenstern am 31.03.1914 in der Villa Helioburg in Meran/Untermais.

Ein gern gesehener Gast in der Kurstadt Meran war der aus dem Wiener Grossbürgertum stammende Autor Arthur Schnitzler. Er wusste die Gesellschaft der Künstler und Bonvivants in seinen Werken gekonnt zu stilisieren und war vor dem ersten Weltkrieg einer der meistgespielten Theaterautoren im deutschen Sprachraum. Aufgrund seiner Kritik an dem Militarismus und in der Folge auch der Kriegshetzerei vor Beginn des Ersten Weltkriegs büßte er sein Ansehen und somit seine Präsenz auf den Bühnen erheblich ein. Einen regelrechten Skandal verursachte 1921 die Uraufführung seines Stückes „Der Reigen“, eine sozialkritische Studie über die verschiedenen Wirkungen und Auswirkungen des Beischlafes. Wenigstens an Meran verbanden ihn angenehme Erinnerungen, da der, der Frauenwelt nicht abgeneigte Arthur Schnitzler hier einer seiner Lieben, Olga Waissnix begegnete.

 

Opa Tante Moidl Marta